Weil das Cats and
Dogs Projekt der totale Reinfall war, bekamen Marie und ich für
diese Woche ein Ersatzprojekt: Es ging für uns in das
Behindertenheim „Mother Teresa Orphanage“ in Kandy.
Einrichtungen
wie diese sind in Sri Lanka extrem wichtig, da Behinderte aus
religiösen Gründen von ihrer Familie verstoßen und zu Waisen
werden, weil der Glaube des „schlechten Karmas“ von vielen
Familien vertreten wird. Behinderte sollen somit in ihrem vorherigen
Leben etwas Böses getan haben und deswegen zurecht mit ihrer
Behinderung bestraft sein, was natürlich für unseren Kulturkreis
total absurd ist. So war der erste Tag auch ein richtiger Schock für
uns, als wir gesehen haben unter welchen Umständen die Behinderten
dort leben müssen, da die Heime nicht viel Unterstützung bekommen.
Um den Schock besser verdauen zu können starteten wir (wie jeden
Tag) mit einer morgendlichen Meditation, die Schwester Rose mit uns
durchführte. Anschließend durften wir wählen an welchem
Gruppenunterricht wir jeweils täglich teilnehmen wollen. Mich
verschlug es am ersten Tag in die „Hope Group“, die aus
Behinderten, die an den Rollstuhl gefesselt sind, bestand. Die
meisten von ihnen waren schwer ansprechbar und nur bedingt anwesend,
sodass man vergleichsweise wenig mit ihnen machen konnte. Wir
begannen also sie zu waschen, einzucremen, zu füttern und
anschließend lackierten wir ihnen die Nägel, malten mit ihnen oder
spielten mit Knete.
Am zweiten Tag half
ich in der „Peace Group“, in welcher nicht ganz so schlimm
Behinderte Frauen unterrichtet wurden. Hier bestand der Unterricht
daraus zunächst in Englisch die Körperteile zu benennen. Darauf
folgte eine Einzelarbeit, bei der die Frauen malten, rechneten oder
das Alphabet lernten.
In den letzten Tagen
verbrachte ich die Unterrichtszeit in der „Children Group“, in
der, wie der Name schon sagt, die Kleinsten des Heims untergebracht
sind. Hier handelte es sich nicht um wirklichen Unterricht, sondern
vielmehr um Musik-, Mal- und Basteltherapie.
Die Kleinen waren voller
Energie und verwandelten die Spielecke schon bald in ein Schlachtfeld
von Spielsachen. Von einem ganz besonders süßen Mädchen bekam ich
am letzten Tag eine selbstgebastelte Blume geschenkt – einfach
goldig! Am Ende jeder dieser Stunden wurde jeweils ein Lied gesungen,
in dem man sich für die Anwesenheit und das Engagement der
Teilnehmer bedankt hat.
Nach dem Unterricht
folgte das Mittagessen, bei dem wir halfen die Behinderten, die nicht
eigenständig essen können, zu füttern. Dieser Teil des Tages war
immer ziemlich emotional, weil man hautnah miterlebt, wie hilflos
sich die Behinderten fühlen und wie stark sie auf liebevolle
Pflegekräfte angewiesen sind. Nachdem wir die ( viel zu lange)
Mittagspause größtenteils im Aufenthaltsraum verschlafen oder im
benachbarten Café verbracht hatten, ging es zurück zu den
Behinderten, mit denen wir nun 1,5 Stunden zur freien Verfügung
hatten.
Wir nutzten diese Zeit meistens dafür um mit den
kuschelbedürftigen Bewohnern zu schmusen, sie zu streicheln oder mit
den Kiddis auf den Spielplatz zu gehen.
Am Mittwoch, an dem in Sri Lanka Unabhängigkeitstag gefeiert wurde, durften die Heimbewohner ausnahmsweise fernsehen, was allen großen Spaß bereitete.
Der Abschied fiel am Ende
jedes Arbeitstages ziemlich schwer, am schlimmsten war es jedoch am
letzten Tag, denn nicht nur wir verließen das „Disabled Project“.
sondern auch einige Mädchen die mehr als 4 Wochen dort verbracht
hatten. Da die meisten Behinderten nicht verstanden, dass wir nicht
mehr wiederkommen würden, fragten sie immer wieder wann wir Montag
kommen würden. Es war also, besonders für die länger anwesenden
Volunteers, ein tränenreicher Abschied und auch für mich war es
ziemlich traurig, da man in der Zeit natürlich Lieblinge gewonnen
hatte, von denen man sich nur schweren Herzens verabschieden wollte.
Fazit: Es war eine beeindruckende Woche mit einzigartigen Menschen
die mein Leben geprägt und verändert haben. Es war einfach
wundervoll jeden Tag das Heim zu betreten und von warmherzigen
Lächeln empfangen zu werden. Diese Freundlichkeit werde ich in
Deutschland und in meinem normalen Umfeld mit Sicherheit vermissen.
Es war einfach eine tolle Erfahrung aufrichtige Dankbarkeit von
Menschen zu erfahren, die einen wirklich brauchen. Nach einer
gewissen Zeit überwindet man Grenzen und scheut sich auch nicht mehr
davor mit den Leuten auf die Toilette zu gehen oder sie zu säubern.
Ich hoffe, dass sich weiterhin Volunteers dazu entscheiden im
Behinderten Projekt in Sri Lanka mitzuarbeiten, da es wirklich
sinnvoll ist, weil es für die über 100 Bewohner nicht genügend
Personal gibt, das ihnen ausreichend Liebe und Zuneigung spenden
kann. Alles in allem hat mir das Projekt gut gefallen, weil es mich
(obwohl ich nur eine Woche dort war) aus meiner Komfortzone
herausgeholt hat und mich offener für benachteiligte Menschen
gemacht hat.
( Wie ihr mit Sicherheit versteht, werde ich hier keine
Fotos von einzelnen Heimbewohnern hochladen, da ich es nicht fair
finde ihre Handicaps im Internet preiszugeben)
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