Sir Lankan Sunset

Sir Lankan Sunset
Bild: stepin.de

Freitag, 6. Februar 2015

Eine Woche voller Herzlichkeit

Weil das Cats and Dogs Projekt der totale Reinfall war, bekamen Marie und ich für diese Woche ein Ersatzprojekt: Es ging für uns in das Behindertenheim „Mother Teresa Orphanage“ in Kandy.
Einrichtungen wie diese sind in Sri Lanka extrem wichtig, da Behinderte aus religiösen Gründen von ihrer Familie verstoßen und zu Waisen werden, weil der Glaube des „schlechten Karmas“ von vielen Familien vertreten wird. Behinderte sollen somit in ihrem vorherigen Leben etwas Böses getan haben und deswegen zurecht mit ihrer Behinderung bestraft sein, was natürlich für unseren Kulturkreis total absurd ist. So war der erste Tag auch ein richtiger Schock für uns, als wir gesehen haben unter welchen Umständen die Behinderten dort leben müssen, da die Heime nicht viel Unterstützung bekommen. Um den Schock besser verdauen zu können starteten wir (wie jeden Tag) mit einer morgendlichen Meditation, die Schwester Rose mit uns durchführte. Anschließend durften wir wählen an welchem Gruppenunterricht wir jeweils täglich teilnehmen wollen. Mich verschlug es am ersten Tag in die „Hope Group“, die aus Behinderten, die an den Rollstuhl gefesselt sind, bestand. Die meisten von ihnen waren schwer ansprechbar und nur bedingt anwesend, sodass man vergleichsweise wenig mit ihnen machen konnte. Wir begannen also sie zu waschen, einzucremen, zu füttern und anschließend lackierten wir ihnen die Nägel, malten mit ihnen oder spielten mit Knete.
Am zweiten Tag half ich in der „Peace Group“, in welcher nicht ganz so schlimm Behinderte Frauen unterrichtet wurden. Hier bestand der Unterricht daraus zunächst in Englisch die Körperteile zu benennen. Darauf folgte eine Einzelarbeit, bei der die Frauen malten, rechneten oder das Alphabet lernten.
In den letzten Tagen verbrachte ich die Unterrichtszeit in der „Children Group“, in der, wie der Name schon sagt, die Kleinsten des Heims untergebracht sind. Hier handelte es sich nicht um wirklichen Unterricht, sondern vielmehr um Musik-, Mal- und Basteltherapie.
Die Kleinen waren voller Energie und verwandelten die Spielecke schon bald in ein Schlachtfeld von Spielsachen. Von einem ganz besonders süßen Mädchen bekam ich am letzten Tag eine selbstgebastelte Blume geschenkt – einfach goldig! Am Ende jeder dieser Stunden wurde jeweils ein Lied gesungen, in dem man sich für die Anwesenheit und das Engagement der Teilnehmer bedankt hat.
Nach dem Unterricht folgte das Mittagessen, bei dem wir halfen die Behinderten, die nicht eigenständig essen können, zu füttern. Dieser Teil des Tages war immer ziemlich emotional, weil man hautnah miterlebt, wie hilflos sich die Behinderten fühlen und wie stark sie auf liebevolle Pflegekräfte angewiesen sind. Nachdem wir die ( viel zu lange) Mittagspause größtenteils im Aufenthaltsraum verschlafen oder im benachbarten Café verbracht hatten, ging es zurück zu den Behinderten, mit denen wir nun 1,5 Stunden zur freien Verfügung hatten.
Wir nutzten diese Zeit meistens dafür um mit den kuschelbedürftigen Bewohnern zu schmusen, sie zu streicheln oder mit den Kiddis auf den Spielplatz zu gehen.
Am Mittwoch, an dem in Sri Lanka Unabhängigkeitstag gefeiert wurde, durften die Heimbewohner ausnahmsweise fernsehen, was allen großen Spaß bereitete.
Der Abschied fiel am Ende jedes Arbeitstages ziemlich schwer, am schlimmsten war es jedoch am letzten Tag, denn nicht nur wir verließen das „Disabled Project“. sondern auch einige Mädchen die mehr als 4 Wochen dort verbracht hatten. Da die meisten Behinderten nicht verstanden, dass wir nicht mehr wiederkommen würden, fragten sie immer wieder wann wir Montag kommen würden. Es war also, besonders für die länger anwesenden Volunteers, ein tränenreicher Abschied und auch für mich war es ziemlich traurig, da man in der Zeit natürlich Lieblinge gewonnen hatte, von denen man sich nur schweren Herzens verabschieden wollte. Fazit: Es war eine beeindruckende Woche mit einzigartigen Menschen die mein Leben geprägt und verändert haben. Es war einfach wundervoll jeden Tag das Heim zu betreten und von warmherzigen Lächeln empfangen zu werden. Diese Freundlichkeit werde ich in Deutschland und in meinem normalen Umfeld mit Sicherheit vermissen. Es war einfach eine tolle Erfahrung aufrichtige Dankbarkeit von Menschen zu erfahren, die einen wirklich brauchen. Nach einer gewissen Zeit überwindet man Grenzen und scheut sich auch nicht mehr davor mit den Leuten auf die Toilette zu gehen oder sie zu säubern. Ich hoffe, dass sich weiterhin Volunteers dazu entscheiden im Behinderten Projekt in Sri Lanka mitzuarbeiten, da es wirklich sinnvoll ist, weil es für die über 100 Bewohner nicht genügend Personal gibt, das ihnen ausreichend Liebe und Zuneigung spenden kann. Alles in allem hat mir das Projekt gut gefallen, weil es mich (obwohl ich nur eine Woche dort war) aus meiner Komfortzone herausgeholt hat und mich offener für benachteiligte Menschen gemacht hat.
( Wie ihr mit Sicherheit versteht, werde ich hier keine Fotos von einzelnen Heimbewohnern hochladen, da ich es nicht fair finde ihre Handicaps im Internet preiszugeben)

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